Mittwoch, 27. Dezember 2017

Vacaciones y Navidad

Hola Leute,

Ich melde mich wieder mit ziemlich vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen.

Letztes Mal habe ich noch nicht von allem berichtet, was ich im November so unternommen habe. Ein besonderes Ereignis für mich war ein Tagesausflug mit meiner Gastfamilie und Marla, der deutschen Austauschschülerin hier in San Ramón, zu den La Paz Waterfall Gardens in Alajuela, einer Mischung zwischen Naturschutzgebiet und Tierpark. Ich habe ja inzwischen schon einiges von der costaricanischen Natur gesehen, trotzdem raubt es mir jedes Mal aufs Neue den Atem, einen anderen Teil der einzigartigen Flora und Fauna dieses kleinen Landes kennenzulernen. Neben den im Namen schon versprochenen Wasserfällen konnte ich Faultiere, Leoparden, Schlangen und noch viel mehr beobachten. Doch wieder einmal sagen Bilder hier mehr als Worte, also kommen jetzt einige Impressionen:













































Am 24.11. war dann mein letzter Schultag. Da ich erst zum letzten Drittel des Schuljahres hier angekommen bin, gab es leider kein Zeugnis, jedoch habe ich in fast allen Fächern meine "Promedio", also meine Durchschnittsnote gesagt bekommen. Allgemein kann ich sagen, dass ich mich wesentlich besser geschlagen habe, als ich erwartet hätte, vor allem in Englisch und Mathe habe ich ziemlich gut abgeschnitten, was ich wohl dem hier doch nicht allzu anspruchsvollem Lehrplan für diese Fächer zu verdanken habe (in Mathe waren unsere letzten Themen hier lineare und quadratische Funkionen, in Englisch Sport und Hilfsverben, und das in der 10. Klasse...). Bis Anfang Februar habe ich nun erstmal "Sommerferien", bevor ich dann in die 11. Klasse, was hier der Abschlussjahrgang ist, komme.

Diese Ferien habe ich bis jetzt schon ziemlich gut ausgenutzt, so habe ich vom 26.11.-03.12. an einem Surfcamp meiner costaricanischen Organisation CAS teilgenommen. Nach einer langen Bus- und Fährenfahrt verbrachte ich mit den 10 anderen Austauschschülern und unserem Betreuer die Woche am Strand Playa Hermosa auf der Halbinsel Nicoya. Wir hatten jeden Tag zwei Stunden Surfunterricht und konnten die restliche Zeit nutzen, um selbstständig zu üben oder uns am Strand zu entspannen. Außerdem haben wir zwei Ausflüge unternommen, einmal zu einem Wasserfall in der Nähe des Dorfes Montezuma und zu dem Strand von Malpaís, wo sich direkt am Meer zwei natürliche Pools im Stein gebildet haben. Am vierten Tag hatten wir eine Pause vom Unterricht und haben an einem Yogakurs teilgenommen, um unsere Muskeln zu entspannen. Leider bin ich zwar immer noch kein Profisurfer, aber immerhin stehe ich inzwischen ziemlich sicher auf dem Brett und kann auch einigermaßen lenken. Obwohl wir alle jeden Abend todmüde ins Bett fielen  und wir teilweise Muskelkater an Stellen hatten, von denen wir nicht mal wussten, dass es dort Muskeln gibt, hatten wir eine tolle Zeit und haben uns untereinander als Gruppe und auch mit den Surflehrern super verstanden.
Zu elft in einem Pick-up? Gar kein Problem ;)
In Malpaís
Einer der natürlichen Pools von Malpaís




Unsere Anlage
Gleich von dort aus fuhr ich dann weiter zu einem einwöchigen Schildkrötenprojekt auf der gleichen Halbinsel. Ich würde diese Woche vom 03.-10.12. wohl als das größte Abenteuer beschreiben, dass ich bis jetzt hier erlebt habe. Von unserer Bushaltestelle im Dorf Montezuma mussten wir (ich und acht andere Austauschschüler) zuerst einmal 40 Minuten lang mit unserem Gepäck durch den Wald und am Strand entlang über einen Trampelpfad zu unserer Unterkunft am Strand von Romelia laufen, welche weder Warmwasser noch Stromanschluss besaß, ganz zu schweigen natürlich von Internetempfang. Unser Zimmer, in dem wir zu neunt schliefen, hatte auf einer Seite statt einer Wand nur Gitterstäbe, sodass es für die Leguane und Affen, von denen der ganze Wald nur so wimmelte, einen willkommenen Schattenplatz für warme Tage war. Die kleinen neugierigen Kapuzineräffchen waren zuerst für uns alle eine große Attraktion, jedoch nahm unsere Begeisterung für Affen stark ab, als wir später jeden Morgen um fünf Uhr von Brüllaffen direkt auf unserem Dach geweckt wurden. Diese ganzen Umstände klingen zwar erstmal ziemlich unangenehm, es war aber wirklich eine unglaubliche Erfahrung, mal so abgeschieden und "einfach" zu leben. Außerdem gab es in dieser Gegend natürlich kaum Touristen, sodass man tatsächlich ab und zu ganz allein an diesem wunderschönen, von Palmen umgebenen Strand stehen konnte.

Im unteren offenen Teil dieser Hütte stand unser Esstisch, in der oberen Etage haben wir geschlafen
Direkt neben unserer Unterkunft fanden wir einen Süßwasserfluss, was wenn es ums Salzwasser auswaschen ging
die warme und wassersparende Alternative zur Dusche wurde ;)


Der Strand war ein absoluter Traum, besonders zum Sonnenuntergang
An unserem ersten Tag durften wir uns noch ausruhen, danach war aber harte Arbeit angesagt. Jeden Morgen und Nachmittag standen zwei Stunden lang Arbeiten wie Müll am Strand aufsammeln, Wege kehren oder auf dem zum Grundstück gehörenden Weinberg helfen an, und darüber hinaus gab es natürlich noch den eigentlichen Grund für unsere Anwesenheit, die Überwachung der Schildkrötennester. Diese befanden sich ca. einen Kilometer entfernt von unserer Unterkunft, und immer in 3-Stunden-Schichten beaufsichtigte jeweils ein Schüler die Nester und falls Schildkröten schlüpften, setzten wir sie in Eimer und warteten bis die Tide günstig war, um sie ins Meer zu entlassen.

So sahen die Nester aus
Während sich tagsüber höchstens mal eine vereinzelte Schildkröte ihren Weg in die Freiheit bahnte, schlüpften nachts teiweise Nester von über 100 Schildkröten, die dann alle behutsam ausgesetzt werden mussten. Da über Nacht immer noch einer der schon länger anwesenden Freiwilligen mit dabei war, hat man während diesen Schichten oft noch einige interessante Fakten lernen können, wie zum Beispiel die traurige Tatsache, dass in freier Wildbahn von 1000 Babyschildkröten nur eine einzige überlebt, da sowohl an Land nach dem Schlüpfen als auch im Wasser eine Unmenge an Gefahren lauern, die in den letzten Jahren auch noch zugenommen haben, da neben Raubtieren auch noch eine neue Bedrohung hinzugekommen ist: Plastetüten und Strohhalme im Meer, die von der Schildkröte wie Quallen oder Fische wahrgenommen und gefressen werden, was oftmals dazu führt, dass das Tier qualvoll erstickt. Durch die beaufsichtigten Nester kann die Anzahl überlebender Schildkröten immerhin verfünffacht werden, trotzdem war es ein ziemlich niederschlagender Gedanke, dass es so viele dieser kleinen Tiere, die man gerade behutsam ausgesetzt hatte, nicht schaffen werden. Wir lernten außerdem, dass man die Babyschildkröten nur mit einem Handschuh anfassen darf, weil sie während ihrer Zeit an Land nur den Geruch der Luft und des Sandes aufnehmen dürfen, da sie zu ihrer Eiablage an den Strand zurückfinden müssen, an dem sie selbst geboren wurden.
Eine frisch geschlüpfte Meeresschildkröte
In dieser Woche habe ich ziemlich viel nicht nur über Schildkröten, sondern auch über unsere Umwelt und die Pflicht, sie zu erhalten und schützen gelernt, und ich bin wirklich dankbar, diese einzigartige Erfahrung gemacht haben zu können.

Die zwei Wochen bis Weihnachten verliefen dann eher ruhig. Ich war zwei Mal in der Hauptstadt San José, habe mein (größtenteils mit deutschen Süßigkeiten gefülltes) Paket aus Deutschland erhalten und genoss die regenfreien und warmen Tage.




Stressig wurde es dann am 23.12. Den Vormittag brachte ich damit zu, gemeinsam mit meiner Gastmutter, ihrer Schwester und deren Mann eine Unmenge an Tamales zuzubereiten, die hier traditionell in den Weihnachtstagen gegessen werden. Die Grundlage eines Tamals besteht aus einer Maismasse, die mit Reis, Möhren, Rindfleisch, Paprika und Erbsen gefüllt und in ein Bananenblatt gewickelt wird. Danach wird er ca. 40 Minuten lang gekocht, bis die Masse eine bestimmte Festigkeit erreicht. Obwohl ich Tamales-Amateur war, lernte ich schnell die Falttechnik und stellte bald meine eigenen kleinen Tamales Päckchen her.



Meine ersten Tamales - Zubereitung funktioniert
natürlich nur mit einem traditionell
costaricanischen Kopftuch ;)

Ich finde, meine Falttechnik sieht schon ziemlich
professionell aus

Gegen um 12 waren wir fertig und ich fuhr nach dem Mittagessen zu einer Freundin in San Ramón, um als Weihnachtsüberraschung für meine Gastfamilie verschiedene Plätzchen zu backen. Wir hatten den Zeitaufwand etwas falsch eingeschätzt, und als die Glasur trocken war und wir alle Plätzchen in kleinen Plastiktüten verstaut hatten, war es schließlich um 11 nachts.

Mein Gastneffe in seinem neuen
Feuerwehrmann-Kostüm
Am nächsten Tag, dem 24.12., konnte ich zum Glück ausschlafen. Als ich mich dann gegen um 10 zum Frühstück in die Küche begab, herrschte dort schon pure Hektik. Für 15 Leute musste am Abend ein Festmahl auf dem Tisch stehen, also wurde mir nach meiner Schüssel Müsli und meinem Kaffee sofort die verantwortungsvolle Aufgabe des Gemüseschnippelns und -kochens zugeteilt. Nachdem Brokkoli, Blumenkohl, Karotten und Bohnen zur Zufriedenheit meiner Gastmutter zubereitet waren, wurde ich vorerst entlassen. Um ehrlich zu sein war ich darüber gar nicht mal so glücklich, denn da meine Gastschwester nicht zu Hause war, saß ich dann plötzlich allein in meinem Zimmer und fing an zu spüren, dass Weihnachten tatsächlich die wohl schwierigste Zeit für jeden Austauschschüler ist. Temperaturen um die 25° und das Fehlen von Adventskalendern und Nikolaus hatten mich bis dahin noch gar nicht wirklich so wirklich in Weihnachtstimmung kommen lassen, sodass die Einsicht, dieses Jahr Weihnachten ohne all unsere typischen Traditionen und noch viel wichtiger ohne meine Familie zu verbringen, ziemlich plötzlich kam. Aufmunternd war dann der Gedanke, dass ich immerhin nicht komplett ohne Familie sein würde. Inzwischen habe ich meine Gasteltern und -geschwister schon wirklich ins Herz geschlossen und bin unglaublich froh und dankbar, so herzlich in diese Familie aufgenommen worden zu sein. Als sich am Abend dann das Haus mit all meinen Gastgeschwistern und kleinen Gastnichten und -neffen füllte, blieb dann nicht viel Platz für Grübeleien und Heimweh. Zuerst wurde das köstliche Abendessen aufgetischt (bei Temperaturen von etwa 21°C am Abend konnten wir draußen im Garten essen) und danach wurden wir von den Kleinen quasi zum Weihnachtsbaum geschleift, damit die Bescherung anfangen können. Bei der Menge an Leuten dauerte das natürlich, und auch ich ging nicht leer aus, tatsächlich erhielt ich ein Geschenk von jedem meiner fünf Gastgeschwister und natürlich auch von meinen Gasteltern. Um Mitternacht machten sich dann schließlich alle auf den Weg und ich fiel todmüde ins Bett.

Hier seht ihr mal meine ganze Gastfamilie vereint: neben mir sitzen meine älteste Gastschwester Gretel und ihr Mann,
dann kommen mein ältester Gastbruder Esteban und seine Frau, auf der anderen Seite folgen dann mein jüngster Gastbruder
Carlos und seine Freundin, dann meine zweitälteste Gastschwester Isabel, und davor sitzen meine Gasteltern und meine jüngste Gastschwester Eli. Die vier Kinder sind meine Gastnichten Paula und Camila und meine Gastneffen Ethan und Benjamin.
Ich finde meine Ausbeute ist nicht
schlecht


Geschenke auspacken ist immer toll :)


Der 25.12. war glaube ich einer der schönsten Tage, die ich bis jetzt hier erlebt habe. Zusammen mit meinen Gasteltern und Elizabeth fuhr ich nach Puntarenas, wo uns 30°C und eine lange Strandpromenade erwarteten. Wir schossen Fotos, aßen Eis, schlenderten durch die vielen kleinen Stände und beobachteten die kleinen Segelboote und riesigen Kreuzfahrtschiffe, die am Hafen ein- und ausliefen. Unterschiedlicher von Deutschland hätte dieser erste Weihnachtstag wohl kaum sein können, doch solche Tage sind für immer wieder eine Bestätigung, dass ich mit einem Auslandjahr die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich meine wer kann schon alles von sich behaupten, Weihnachten bei 30°C, Sonne und Strand gefeiert zu haben? ;)


Meine Gastmutter und ich
Ein sogenannter "Churchill", bestehend aus Früchten, crushed ice, Erdbeersirup, Kondensmilch und Vanilleeis

Den perfekten Abschluss dieses Tages war der wunderschöne Sonnenuntergang, welchen wir von einem Aussichtspunkt aus genießen konnten

Das war es erstmal wieder von mir, und ich hoffe, ich verpasse euch allen einen Ohrwurm, wenn ich sage: ¡Feliz Navidad, prospero año y felicidad!

Hasta la vista

Jule

Samstag, 23. Dezember 2017

Thanksgiving and Merry Christmas!

Hallo ihr Lieben!
Ich weiß, es gab jetzt lange keinen Blogpost, ich versuche mich im neuen Jahr zu bessern!
Thanksgiving war sehr aufregend für mich. Bevor ich euch alles über mein Thanksgiving erzähle, möchte ich erst mal erklären was Thanksgiving überhaupt ist und wo es her kommt.
Der Ursprung von Thanksgiving geht bis ins Jahr 1621 zurück. Der Legende nach landeten die Pilgerväter in Plymouth Rock, Massachusetts. Die dort lebenden Indianer vom Stamm der Wampanoag nahmen die Pilgerväter auf und feierten zusammen ein dreitägiges Erntedankfest.
Die Geschichte ist zwar historisch nicht belegt, aber für viele Amerikaner die Geburtsstunde von Thanksgiving. Den ersten Thanksgiving Tag führte Präsident George Washington am 03. Oktober 1789 ein. Abraham Lincoln erklärte den letzten Donnerstag im Monat 1863 zum nationalen Thanksgiving Tag. Seit 1941 ist das Erntedankfest ein nationaler Feiertag.
Thanksgiving wird also immer am 4. Donnerstag im November gefeiert, am Tag danach findet der sogenannte Black Friday statt, der die Weihnachtseinkaufssaison einläutet. An diesem Freitag gibt es ganz viele Sales und die Geschäfte sind voll.

Black Friday - Shopping im Walmart...

Thanksgiving wird traditionell mit der ganzen Familie bei einem großen Festessen gefeiert. Dieses besteht üblicherweise aus einem gefüllten Truthahn mit Cranberry Sauce. Süßkartoffeln und Gemüse. Abgerundet wird das Festessen mit Süßspeisen wie Kürbiskuchen oder Pekannusskuchen.
Einer der wichtigsten Bräuche an diesem Feiertag ist aber das Dankgebet zu Tisch. Dieses wird häufig vom Familienoberhaupt gesprochen. In den meisten Familien offenbart dann jeder Anwesende reihum, wofür er danken möchte, was ihn in dem vergangenen Jahr hat aufhorchen lassen und was seine Wünsche für die Zukunft sind.

Ich hatte sogar 2 mal Thanksgiving, erst waren wir bei der Familie meines Gastvaters und danach bei den Großeltern meiner Gastmutter. Was soll ich sagen, bei beiden gab es eine Menge essen, Süßkartoffeln, Kürbiskuchen, Hühnchen-und Nudelsuppe und natürlich der Truthahn durfte auch nicht fehlen.
Alles in allem war es ein wunderschöner Tag mit viel zu viel Essen.
Meine Gastfamilie und ich haben gleich die Chance genutzt ein Fotoshooting zu machen, aber seht selbst:















Das sind meine Gastmutter, meine Gastgeschwister und der Opa meiner Gastmutter






Was in den letzten Wochen noch passiert ist:

Die Basketballsaison hat begonnen, für mich heißt das ich begleiten die Basketballmädels zu allen ihren Spielen, helfe ihnen mit ihren Wasserflaschen und führe Statistiken. Meine Gastgeschwister haben beide jedes Wochenende ein Spiel, meistens Samstagfrüh und Samstagnachmittag.





Ich habe Plätzen mit meiner Gastfamilie und meiner Gasttante und ihren Töchtern gebacken.








Das Werk meiner kleinen Gastcousine!
Der Schulclub “Kays” hatte seine Weihnachtsfeier. Wir haben viel gegessen und Geschenke ausgetauscht.





Meine Gastfamilie und ich haben einen Weihnachtsbaum ausgesucht und geschmückt:













Am 10. Dezember hatten wir unsere "YFU-Weihnachtsfeier", wir sind insgesamt 7 Austauschschüler im Raum Südkansas. Jeder hatte eine Speise aus seinem Land zubereitet und mitgebracht, neben japanischem Nachtisch konnten wir auch Snacks aid Taiwan probieren. Es war ein wunderschöner Abend der mit einem Geschenkeaustausch zu Ende ging.




Das war’s jetzt auch schon wieder von mir, lasst es euch gut gehen!
Ich wünsche euch ein wunderschönes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr 2018!


Das Geheimnis der Weihnacht besteht darin, dass wir auf unserer Suche nach dem Großen und Außerordentlichen auf das Unscheinbare und Kleine hingewiesen werden.


Fühlt euch gedrückt!
Eure Natalie